Rurales Entrepreneurship im Ostseeraum
Die Schlüsselrolle von Entrepreneurship und Innovationen für die Wirtschafts- und Regionalentwicklung gilt inzwischen in Wissenschaft und Politik als „stylized fact“. Neu ist hingegen die Vielfalt an gesellschaftlichen Herausforderungen und die Komplexität der Problemlagen, z. B. zukunftsfähiger Klimaschutz, Bewältigung der Konsequenzen des demographischen Wandels, veränderte Wertvorstellungen in der Gesellschaft, Herausforderungen der Corona-Pandemie. Insbesondere soziale Unternehmer („Social Entrepreneurs“) gelten dabei als Pioniere des Wandels, denen das Potenzial zugeschrieben wird, mit unternehmerischen Mitteln neue, innovative Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu entwickeln. Dies betrifft speziell ländlich-periphere Regionen, die sich in einer dauerhaften Strukturkrise befinden und besondere Herausforderungen zu bewältigen haben. Die räumliche Perspektive ist in der Forschung zu „Social Entrepreneurs“ und „Social Entrepreneurship“ jedoch bislang kaum zu finden.
„Social Entrepreneurs“ gelten in einer weit gefassten Definition als diejenigen Personen, die eine gesellschaftliche Herausforderung mit neuen unternehmerischen Ansätzen lösen. Damit grenzen sie sich klar vom rein bürgerschaftlichen Engagement ab, das als freiwilliges, in der Regel unentgeltliches Engagement von Personen zur Förderung des Gemeinwohls bezeichnet werden kann. Der Zusatz „social“ verweist auf die Bedeutung von sozialen Zielen im Rahmen der wirtschaftlichen Aktivitäten („Entrepreneurship“). Im Mittelpunkt stehen soziale Innovationen, verstanden als neue Handlungspraktiken. Die eingenommene Perspektive einer sozialen Konstruktion verweist auf den Stellenwert der Neuheit wie dieser von der Gesellschaft bzw. bestimmten gesellschaftlichen Gruppen kollektiv wahrgenommen wird, wobei zu beachten ist, dass soziale Innovationen grundsätzlich positive und negative Wirkungen haben können.
Ziel des Arbeitspakets ist es, die Bedeutung des Phänomens „Social Entrepreneurship“ im Ostseeraum zu analysieren, speziell im ruralen Kontext. Das Projekt leistet damit einen wesentlichen Beitrag, um die zentralen Phänomene „Social Entrepreneur“, „Social Entrepreneurship“ und „soziale Innovation“ zu konzeptionieren, in Beziehung zu setzen und im Ostseeraum zu kontextualisieren. Ferner wird der übergeordneten Frage nachgegangen, wie soziale Innovationen und soziales unternehmerisches Handeln überhaupt empirisch erfasst und bewertet werden können, um damit einen Beitrag zur Erforschung der Kulturen im Ostseeraum zu leisten.