MAGnituDe
Migration, Affective Geopolitics, and European Democracy in Times of Military Conflicts
Die Migrationsbewegungen, die der russische Angriff auf die Ukraine auslöste, werden seit Februar 2025 in einem Forschungsprojekt untersucht. Dabei geht es um die Themen Migration, affektive Geopolitik und Demokratie in Europa angesichts militärischer Konflikte. Ziel ist es auch, politische Handlungsempfehlungen für den Umgang mit den Folgen der kriegsbedingten Fluchtbewegungen zu entwickeln. Das Projekt Migration, Affective Geopolitics, and European Democracy in Times of Military Conflicts (MAGnituDe) mit Beteiligung der Universität Greifswald wurde von Forschenden mehrerer Universitäten, Forschungszentren und Hilfsorganisationen entwickelt. Im Rahmen des Forschungsprogramms „Horizon Europe“ der Europäischen Union wird es mit drei Millionen Euro gefördert. Bis zu 10 Forschende werden es im Verbund umsetzen.
Russlands Krieg gegen die Ukraine hat zu einer Fluchtbewegung geführt, die in diesem Ausmaß noch nie dagewesenen ist. Bis November 2023 sind fast sechs Millionen Menschen aus der Ukraine in europäische Länder geflüchtet. Im Rahmen der Richtlinie über den vorübergehenden Schutz haben sie einen vorübergehenden Schutzstatus erhalten. Trotzdem ist der zukünftige Status der Geflüchteten bisher ungewiss. Viele der Geflüchteten planen, auch nach dem Krieg in der Europäischen Union zu bleiben.
Im Projekt soll analysiert werden, wie kriegsbedingte Migration die Vertiefung sozialer Spaltungen aufgrund emotionaler und ideologischer Unterschiede, die sogenannte affektive Polarisierung, verstärkt. Dabei werden die Risiken sozialer Polarisierung und Identitätsfragmentierung in den Blick genommen.
Untersucht werden soll:
1. wie der Einmarsch Russlands in die Ukraine und die damit verbundenen Traumata den täglichen Umgang von gewaltsam vertriebenen Menschen mit staatlichen Institutionen, anderen Migrant*innen und der aufnehmenden Gesellschaft prägen?
2. wie solche Erfahrungen die Bildung neuer Gemeinschaften beeinflussen, wie sich Identitäten verändern und neue soziale Konflikte befördern?
3. wie erleben Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, das Zusammenleben in den Ländern, die ihnen Schutz gewähren. Und wie wirkt sich das auf ihr Vertrauen in die Demokratie und demokratische Praktiken aus?
4. welche Instrumente, Strategien und Rahmenbedingungen dazu beitragen, soziale Entfremdung und Identitätsfragmentierung bei gewaltsam Vertriebenen zu verhindern und ihr Zugehörigkeitsgefühl und ihre Teilhabe an demokratischen Prozessen und Gesellschaften zu unterstützen.
Zentraler Bestandteil der Forschungen wird das Konzept der affektiven Geopolitik sein. Dabei werden die emotionalen und sensorischen Aspekte geopolitischer Interaktionen untersucht. Dadurch eröffnen sich neue Perspektiven auf individuelle und kollektive Migrationsbewegungen.
Initiatorin des Projektes MAGnituDe ist die Soziologin und Historikerin Dr. Olga Sasunkevich von der Universität Göteborg. Das Interdisziplinäre Forschungszentrum Ostseeraum (IFZO) an der Universität Greifswald übernimmt die Aufgabe, die Forschungsergebnisse zu verbreiten, und stellt sicher, dass die Erkenntnisse in anwendbare politische Empfehlungen umgesetzt werden. Diese Bemühungen sollen dazu beitragen, Diskriminierung und Marginalisierung infolge der kriegsbedingten Migrationsbewegungen zu verhindern und den sozialen Zusammenhalt sowie die demokratische Beteiligung in Europa zu fördern. In diesem Sinne richtet sich die Wirkungsstrategie des Projekts nicht nur an Migrant:innen, sondern auch an die Zivilgesellschaft, politische Entscheidungsträger:innen, sozialpolitische Akteur:innen, Journalist:innen und Forschende.
An dem Forschungsprojekt sind neben der Universität Greifswald die Universitäten in Göteborg (Schweden), Gdańsk (Polen), Joensuu (Finnland) sowie das Zentrum für Sozialforschung in Vilnius (Litauen) und die Universität Pompeu Fabra in Barcelona (Spanien) entwickelt. Eingebunden waren auch die Nichtregierungsorganisation „Help Ukraine Göteborg“ (Schweden) und das APIS Zentrum in Ljubljana (Slowenien).
Kontakt: alexander.drost[at]uni-greifswald.de