Dr. Ronny Grundig
Wissenschaftlicher Mitarbeiter – Geschäftsstelle
E-Mail: ronny.grundig[at]uni-greifswald.de
Bahnhofstr. 51
Raum 13
17489 Greifswald
Ronny Grundig ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Koordinator am IFZO. Er studierte Geschichte und Sozialwissenschaften sowie Military Studies in Erfurt und Potsdam. Seine Dissertation Vermögen vererben. Politiken und Praktiken in der Bundesrepublik und Großbritannien (1945–1990) entstand im Rahmen des Graduiertenkollegs "Soziale Folgen des Wandels in der Arbeitswelt" der Hans-Böckler-Stiftung. Nach erfolgreichem Abschluss der Promotion war er von Januar 2021 bis Dezember 2022 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam und bearbeitete ein DFG-Projekt zur Gesellschaftsgeschichte des ostdeutschen Handwerks in der Transformationszeit (1980–2000).
Monografie:
Vermögen vererben. Politiken und Praktiken in der Bundesrepublik und Großbritannien 1945-1990, Göttingen 2022.
Aufsätze/Essays:
Nationale Kultur statt privates Erbe. Nachlässe britischer Landadeliger nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Simone Bogner/Gabi Dolff-Bonekämper/Hans-Rudolf Meier (Hg): Praktiken des Erbens Metaphern, Materialisierungen, Machtkonstellationen, Ilmtal-Weinstraße 2022, S. 164–175. [peer review]
Im Kino arbeiten. Eine alltagsgeschichtliche Annäherung am Beispiel der Kreislichtspielbetriebe
Eberswalde und Bernau, in: Anna-Rosa Haumann/Kathleen Kröger/Marcus Plaul (Hg.): Das Kino in der
DDR. Perspektiven auf ein alltagsgeschichtliches Phänomen, Baden-Baden 2022, S. 147–159.
zusammen mit Jessica Lindner-Elsner, Arbeitsbeziehungen und soziale Ungleichheit – Die Arbeitsgesellschaft der DDR, Bundeszentrale für politische Bildung: Lange Geschichte der Wende, https:// www.bpb.de/themen/deutsche-einheit/lange-wege-der-deutschen-einheit/504568/arbeitsbeziehungen- und-soziale-ungleichheit-die-arbeitsgesellschaft-der-ddr/
Reiche im Sozialismus? Erbschaftsteuerakten als Schlüssel zur Erforschung von Vermögensverhältnissen in der DDR, in: Schweizerisches Jahrbuch für Wirtschafts- und Sozialgeschichte 36 (2020), S. 115–127. [peer review]
Lachende Erben? Eine Skizze zur Erforschung der Vererbungspraxis Kinderloser, in: Jürgen Dinkel/Dirk van Laak (Hg.): Reader –Erben und Vererben in der Moderne, Justus-Liebig-Universität Gießen, Juli 2016, S. 54–59 [2017], hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/daten/2017/Dinkel--vanLaak--Erben- und-Vererben-in-der-Moderne--2016.pdf
Medienbeiträge:
Erbschaftsteuer: Darum zahlen reiche Erben kaum Steuern, in: Gegenblende. Debattenmagazin, online verfügbar: https://gegenblende.dgb.de/artikel/++co++7c2a7550-6030-11ed-9163-001a4a160123
Erbschaftsteuer: Neoliberale Narrative überwinden, in: einblick. Gewerkschaftlicher Info-Service Nr. 12 (2022).
Geschichte der Nachbarschaft in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert
Gegenwärtig bearbeite ich ein Projekt zur Geschichte der Nachbarschaft in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. Eine Nachbarschaft prägt die Menschen, die in ihr leben. Sie ist ein wichtiger Sozialraum alltäglicher Interaktion und zugleich ein Bezugspunkt, wenn Individuen ihre Lebensgeschichte erinnern und erzählen. Das Aufwachsen in einer bestimmten dörflichen oder städtischen Nachbarschaft und damit verbunden in einem spezifischen Milieu prägt die Sozialisation eines Menschen und beeinflusst sein späteres Leben. Sich entscheiden zu können, in einer Nachbarschaft leben zu wollen oder aber aus ökonomischen Gründen gezwungenermaßen dort zu wohnen, verweist auf sozio-kulturelle Differenzen und ökonomische Ungleichheitsverhältnisse. Nachbarschaften geben im Umkehrschluss Auskunft über die soziale Beschaffenheit ihre Bewohner*innen oder sind zumindest ein Indikator dafür.
Das Habil-Projekt soll einem gedanklichen Dreischritt folgen und beleuchten, wie Nachbarschaft gedacht, geplant und wie sie in verschiedenen Zeiten gelebt wurde. Dabei spielt die gesellschaftliche Regulierung nachbarschaftlicher Beziehungen ebenso eine Rolle wie Praktiken nachbarschaftlicher Interaktion bzw. Mikropraktiken räumlicher und sozialer Abgrenzung; die Geschichte des Gerüchts/des Lästerns/der Denunziation und die Darstellung von Nachbarschaft in der populären Kultur.
In meinem geplanten Habilitationsprojekt werden damit Mentalitäten, kulturelle Prägungen und physisches Kulturerbe in urbanen und ländlichen Räumen in den Blick genommen, um die Rolle informeller Sozialbeziehungen außerhalb blutsverwandtschaftlicher Netzwerke in einer Zeit auszuloten, in der eine Transformation hin zu einer immer stärkeren Formalisierung sozialer Beziehungen durch den Ausbau moderner (Sozial-)Staatlichkeit bei gleichzeitiger Individualisierung der Lebensumstände stattgefunden hat.