Kanonisierung und Popularisierung

Leitend: Prof. Dr. Gesa zur Nieden, Prof. Dr. Eckhard Schumacher

Projektteam: Prof. Dr. Heinrich Assel, Prof. Dr. Kilian Heck, Prof. Dr. Thomas K. Kuhn, Dr. Verena Liu, Prof. Dr. Gerhard Weilandt

Oftmals national, aber auch europäisch und global ausgerichtet, stellt der Kanon üblicherweise eine Auswahl mustergültiger Werke und Autoren dar, die auf eine normbildende und auf kollektive Rezeption ausgelegt ist. Vor dem Hintergrund grundlegender Infragestellungen der Relevanz und der Wirkmächtigkeit von nationalen wie auch universalen Kanons ist die Zielsetzung des Arbeitspakets, im interdisziplinären Austausch Prozesse der Neubildung und Neukonturierung literarischer, künstlerischer, musikalischer und religiöser Kanons im Ostseeraum zu untersuchen.

Leitend ist dabei die Frage, ob das kulturelle Erbe ein verbindlicheres, beständigeres Konzept darstellt als das des Kanons, der zunehmend als zu hierarchisch, bildungsbürgerlich und nicht eine kulturelle Vielfalt widerspiegelnd infragegestellt wird. Daher sollen Praktiken und Medien untersucht werden, die in Hinsicht auf gesellschaftliche Reichweite und transregionale, nationale oder auch globale Ausrichtungen Kanonisierungsprozesse anstoßen oder verändern: Führen die (De-)Kanonisierungsprozesse in popkulturell geprägten Subkulturen zu einer Destabilisierung und Aufgabe überkommener oder zur Bildung neuer Kanons? Wie gestaltet sich der Zusammenhang von überlieferten Kanons und weiteren transformatorischen Dimensionen wie Tourismus, Nachhaltigkeit und kulturelle Diversität und welche gattungsübergreifenden und intermedialen Verknüpfungen entstehen daraus? Mittels eines mediengeleiteten und praxisorientierten Zugangs soll zum einen erforscht werden, inwiefern der derzeitige mediale Wandel (Digitalisierung, neue Medien) eine Transformation des Kanons auch über nationale und disziplinäre Grenzen hinweg befördert, und zum anderen, in wie weit globale Themen (Klimawandel, Mobilität und Migration) sich auf lokale und nationale Prozesse der Kanonbildung auswirken.