Der Opernkanon als kulturelles Erbe an Nationalopern und regionalen Kulturzentren des Ostseeraums

Personen

Verantwortlich: Prof. Dr. Gesa zur Nieden

Mitarbeiterin: Dr. Verena Liu


Inhalt

Start: Juni 2021 (AP 1b), Juni 2023 (AP 1c)

In den letzten Jahren ist in den Präsentationen großer Opernhäuser der Welt eine interessante Begriffsverschiebung zu beobachten: Statt von Repertoire oder Opernkanon zu sprechen nutzen Akteur*innen des Opernbetriebs immer häufiger den Begriff des kulturellen Erbes, um die Praxis der Oper als zukunftsfähiges Konzept zu beschreiben. Mit dem neuen Begriff werden nicht nur Aspekte der Erhaltung von Opernhäusern, Bühnenmalerei oder Kostümbild avisiert, sondern vor allem die Öffnung der Oper für ein sozial und kulturell diversifiziertes Publikum, für neue Medien und für eine Reflexion auf Nachhaltigkeit in Zeiten des globalen (Opern)Tourismus und Klimawandels.

Das Teilprojekt untersucht die Prozesse, die durch diese Neukonturierung im Opernleben des Ostseeraums angestoßen werden und sich auf das Repertoire, die Konzeption von Opernbauten, die Öffentlichkeitsarbeit und auf die Produktions- wie Rezeptionspraktiken auswirken. Im Mittelpunkt stehen zunächst die nationalen Opernhäuser Königliche Oper Kopenhagen und die Norwegische Oper Oslo (Projekt 1b). Um der Frage nachzugehen, inwiefern es sich bei der Oper als kulturelles Erbe um ein auf die Hauptstädte konzentriertes Phänomen handelt bzw. welche Entwicklungen sich im Ostseeraum allgemein nachzeichnen lassen, liegt ein zweiter Fokus auf den Opernhäusern in Bromberg/Bydgoszcz (Polen) und Umeå (Schweden), die als regionale Kulturzentren konzipiert wurden (Projekt 1c).

Untersucht werden in diesen vier Spielstätten lokale Anpassungen und Erweiterungen global verbreiteter Repertoires sowie Inszenierungs- und Rezeptionspraktiken zwischen Oper und Musiktheater, bürgerlicher Praxis und Popularisierung, Exotismus und Interkulturalität. Ziel ist es, die gegenwärtige Ontologie der Oper zwischen immateriellem (musikalische Gattung der Oper, opernspezifische Berufe) und materiellem Kulturerbe (Opernbauten, Bühnenbild, Kostüme) anhand eines integralen Ansatzes aus Architektursoziologie, Institutionengeschichte und ethnographischen Methoden zur Erforschung musikalischer Praktiken zu beschreiben.


Workshop

Institution, Kanon, Transformation. Opernhäuser und Opernpraxis als „geteiltes Erbe“.

Oper als facettenreiche, mit Geschichte und Assoziationen aufgeladene Kunstform und gesellschaftliche Institution wird an der Universität Greifswald seit 2021 im Rahmen eines Unterprojekts des FragTrans-Teilprojekts „Zur Gegenwart des kulturellen Erbes“ im Hinblick auf aktuelle Beobachtungen im Ostseeraum untersucht. Wie in der IFZO-Zukunftskonferenz im Februar 2022 als Idee entwickelt, trafen sich Anfang Februar 2023 die Beteiligten und Assoziierten des Teilprojekts zum geteilten Erbe sowie Vertreter des Teilprojekts „Innovationen und Policy Mobilities im ländlichen Ostseeraum“ zu einem halbtägigen Workshop in Präsenz mit hybrider Teilnahmemöglichkeit. Das übergeordnete Ziel - neben der interdisziplinären Vernetzung innerhalb des FragTrans-Projektes - war es, etablierte Transformationstheorien anhand gegenwärtiger Strategien und Prozesse der Erhaltung kultureller Praxen zu untersuchen.

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