Die Erinnerung an Holocaust und Zweiten Weltkrieg in Polen, Litauen, Lettland, Schweden und Deutschland

(gemeinsam mit dem Forschungsbereich „Zur Gegenwart des kulturellen Erbes“)


Inhalt

Der Zweite Weltkrieg und der Holocaust sind nach wie vor zentrale gemeinsame historische Bezugspunkte aller Länder des Ostseeraums, anhand derer aktuelle Konflikte und aktuelles Selbstverständnis ausgehandelt werden. Litauen, Lettland und Polen waren in hohem Maße Schauplätze des deutschen Versuchs der Vernichtung der europäischen Jüd*innen, teilweise unter erheblicher Kollaboration der einheimischen Bevölkerungen. Jedoch hat die Erinnerung an den Holocaust, wegen der sowjetischen Erinnerungspolitik, bei welcher die Opfer als „sowjetische Bürger*innen“ dargestellt wurden, bis 1989 in der öffentlichen Sphäre kaum existiert. Die Holocausterinnerung in Westdeutschland und Schweden war weniger von den politischen Veränderungen 1989 betroffen; hier ergaben sich jedoch fundamentale Veränderungen durch die stärkere Rolle, die Deutschland international spielt sowie die Debatte um bystander nations in den 1990er Jahren. Während die Stimmen der Überlebenden immer weniger werden, verhandeln die neu-nationalistischen, konservativen und rechtsextremen Parteien dieser Länder die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg als Teil ihrer Strategien der Geschichtsrekonstruktion und kreieren neue historische Narrative. Hier wird die Erinnerung an Opfer und Täter in den Ländern des Ostseeraums vergleichend analysiert mit einem Fokus auf die Fragen, 1) welche gesellschaftlichen Gruppen sich jeweils konkurrierend um Repräsentation in Praktiken des Gedenkens bemühen und 2) welche Konfliktpunkte einem gemeinsamen Gedenken entgegenstehen.